Unter der fachlichen und humorvollen Leitung des Bayerisch-stämmigen Simon Rank habe ich dieses Wochenende mit meinen eigenen (überraschend fähigen) Händen eine indianische Trommel gebaut und mit einem Ritual eingeweiht. die Investition von etwa 300 Euro war jeden Cent wert: gearbeitet wurde in der Kleingruppe, sodass keine Betreuungslücken entstehen konnten und die Hausherrin bereitete Snacks, Obst, Kaffee und einen hervorragenden Marillen-Kuchen als Verköstigung.
Meine Materialien (im Workshop-Preis inbegriffen sofern keine weiteren Angaben):
- Weiden Rahmen (20 Euro Aufpreis)
- Ziegen Haut um die Trommel zu bespannen
- Sonne aus Pferdehaut
- Perlhuhn-Federn (günstig, aus dem Bastel-Laden)
- Gaukler Adler Feder (35 Euro)
- Kaninchenfell, weiß
- Rindsleder-Streifen für die Umwicklung des Halte-Kreuzes
- einige Perlen (Holz, glasierte Keramik)
- Zier-Schnüre: Garn, Vorhangschnur, Lederschnur
- Filzball, Treibholz-Stab aus der Mur (für Trommel Schlägel)
Verwendete Werkzeuge & Utensilien:
Schere, Teppichmesser, Holzleim, Säge, Lötstift, Schleifpapier (grob/fein), Holz-Schnitzerei-Werkzeug, Akkuschrauber / Bohrer (für ein kleines Loch im Schlägel), Schraubstock, Holzbrett & Aluschiene / Metall-Lineal (zum exakten Schneiden des Leders), große Steine aus der Mur (um die Tierhäute im Wasser zu beschweren), Hand-u. Geschirrtücher, Leder-/Gürtel-Lochmaschine
Zunächst begann das zweitägige Seminar mit dem ausrollen der Trockenen Tierhaut. Während sich meine Kollegen für Hirsch, Pferd, Steinbock oder andere Tiere entschieden, wählte ich die zarte leicht zu bearbeitende Ziege. Aus ihrer Haut schnitt ich eine runde Scheibe in der Größe des Rahmens (plus 10cm Durchmesser) sowie eine möglichst lange (in meinem Fall etwa 6m) Schnur mit 2cm Breite aus. Beides Wurde im Wasserbad eingeweicht, mit Mur-Steinen beschwert und etwa 6 Stunden eingeweicht.
In der Zwischenzeit wurde der Ast für den Schlägel bearbeitet (Sägen, Schleifen, Bohren, Zuspitzen), der Filzball auf den Spitz geleimt und der Schlägelgriff mit Lederband umwickelt sowie verziert.
Im Rahmen wurde mit einem heißen Lötstift das Datum und der Name der Trommel (in meinem Fall, “Setu”, also “Brücke” im Sinne von Brücke zur Spirit – Welt) eingraviert.
Die Tierhaut wurde aus dem Bad entnommen, ausgewrungen und Löcher wurden rund um die runde Trommelhaut gestanzt (in meinem Fall im Abstand von je 5cm). Die Tierhaut die zur Schnur umfunktioniert wurde, wurde rund um die ganze Trommel durch die Löcher gefädelt (zu einer Art äußerem Haltekreis), dann die Trommel bespannt und schließlich wurde die sogenannte “Sonne” (kreisrundes gehärtetes Hautstück das später den Haltegriff tragen wird) in die Mitte der Trommel gelegt. Während eine Person helfend die Sonne hält, fädelt der zukünftige Trommelbesitzer die Haut-Schnur zwischen der Sonne und dem äußeren Haltekreis sternförmig ein.
Dieser Teil der Arbeit, war ruhig und meditativ, ging aber auch stark in den unteren Rücken. Danach wird an kleinen Details gefeilt, die Sonne nochmals zurechtgerückt, die Schnüre nochmals reihum festgezogen und verknotet, überstehende “Eselsohren” nach unten gedrückt, das Haltekreuz eingewebt und zum Schluss wird die Trommel zum trocknen über Nacht aufgestellt.
Am nächsten Morgen wurde das Haltekreuz erst mit einem Unterfütterungs-Leder umwickelt, dann mit dem Leder in einer Farbe unserer Wahl. Durch die mehrfache Wicklung ist die Trommel später leichter zu tragen und ein frühes Ermüden der Hand wird verhindert. Wir nahmen letzte Änderungen und Verzierungen vor, ich entschied mich für die sauteure aber sehr hübsche Adlerfeder um meiner Trommel einen Hauch Exklusivität zu verleihen.
Zu guter Letzt wurden die fertigen Trommeln nach einer kleinen Pause mit Melkfett eingerieben und mit einem Räucher-Rassel-Ritual eingeweiht. Wir spielten gemeinsam in der Runde während vor dem Fenster Wind, Regen, Blitz und Donner tobten. Ein erhabenes Gefühl.
Nach unserem Abschied ging ich trockenen Fußes zur Bushaltestelle und ich bin schon gespannt wie meine Katze auf die Trommel reagieren wird. Wir bekamen auch eine Gebrauchsanweisung mit auf den Weg: mehrmals im Jahr mit Fett pflegen, nie zu lange starker Hitze, Sonne oder Feuchtigkeit aussetzen und am besten in einer Ledertasche aufbewahren. Vor dem Spielen die Spirits sanft wecken, in dem man mit der Hand über die Trommel streicht. Reinigung nur mit einem feuchten Tuch. Die Trommel darf auch bemalt werden, dies solle aber nur mit natürlichen Pigmentfarben-Pulvern aus dem Fachhandel geschehen.
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